20.12.2012
Kategorie: Personal, Unternehmensführung
Von: Martin Wendlandt

Immer mehr, immer mehr!

Kürzlich verblüffte ein Unternehmer während des Beratungsgespräches damit, dass er nicht immer mehr wolle. Keine höhere Rentabilität, keinen höheren Gewinn. So eine Einstellung muss man sich leisten können.


Der Chef sollte nicht alles selbst machen wollen. (Foto: Picture-Factory/Fotolia)

Der Chef sollte nicht alles selbst machen wollen. (Foto: Picture-Factory/Fotolia)


Die Aufträge müssen auf absehbare Zeit sicher sein und die Schulden sollten weit unter den Vermögenswerten liegen. Gut wäre auch noch, wenn der Unternehmer über ausreichendes Privatvermögen verfügen würde, das ihm Unabhängigkeit vom eigenen Unternehmen gibt.

Leider ist es bei den meisten Verkehrsunternehmen aber ganz anders: Die Aufträge sind unsicher, die Schulden hoch und das Privatvermögen übersichtlich. Oft wird nicht ausreichend für das Alter vorgesorgt, das Unternehmen ist die Altersversorgung. In solchen Fällen muss der Berater Vorschläge in Richtung Aufbau von Privatvermögen und Altersversorgung machen.
 
Es gibt aber auch eine Minderheit von Unternehmen mit guter Auftragslage, relativ hohen Gewinnen und Privatvermögen des Unternehmers.  Hier ist der Berater besonders stark gefordert, diese Unternehmer wollen alles ganz genau und im Detail wissen.  Allerdings sind diese Unternehmer oft unzufrieden,  »wollen immer noch mehr« und arbeiten zu viel. Der bekannte Ökonom Frank Knight schrieb: »Es liegt in der Natur des Menschen, umso unzufriedener zu sein, je besser es ihm geht!« Man kann aber auch den Volksmund zitieren: »Je mehr man hat, je mehr man will!« Auch wenn es keiner gerne hört, es ist die Gier nach immer mehr, die manche Menschen antreibt.

Diese Gier äußert sich meist in einem hohen Arbeitspensum, im Bestreben, alles zu kontrollieren und zu beherrschen und im Misstrauen den Mitarbeitern gegenüber. Morgens der Erste und abends der Letzte im Betrieb sein, Aufgaben übernehmen, die auch Mitarbeiter machen könnten, das sind die sichtbaren Verhaltensweisen.

In solchen Unternehmen besteht die Gefahr,  dass Mitarbeiter ihre Selbständigkeit und die Bereitschaft, Verantwortung zu übernehmen, verlieren. Im Büro des Unternehmers geht es zu wie im Taubenschlag, es ist ein Kommen und Gehen und das Telefon steht selten still, weil alle Mitarbeiter Verantwortung auf den Chef rückdelegieren. Alles läuft schließlich über den Chef, er entscheidet alles, und wird sich, wenn die Last irgendwann zu groß wird, über das fehlende Verantwortungsbewusstsein und die fehlende Lösungskompetenz aller Mitarbeiter beklagen.
 
Es gibt allerdings auch erfolgreiche Unternehmer mit leerem Schreibtisch, ungestörten Gesprächen, ohne Mitarbeiterrückfragen und ohne ständige Telefonanrufe. »Meine Mitarbeiter machen das schon. Die müssen auch zurechtkommen, wenn ich irgendwo im Ausland bin!« Hier versteht es dann der Unternehmer, Vertrauen auf die Mitarbeiter zu übertragen und das Unternehmen nicht als einzigen Lebensinhalt zu sehen.

Jeder Unternehmer sollte mal inne halten, eine Auszeit nehmen, über den Sinn und Zweck des eigenen Handelns nachdenken. Sich über die Unternehmensziele und die Unternehmerziele systematisch Gedanken machen.
Wer viel und ständig arbeitet, hat »keinen Kopf«, über das, was er tut, nachzudenken. Erfolgversprechend ist es, einen externen Berater zu einem Workshop hinzuziehen. Bei der Ermittlung der Unternehmensziele müssen leitende Mitarbeiter und bei der Feststellung der Unternehmerziele die Familie mit eingebunden werden. So könnten gute Vorsätze und Ziele fürs neue Jahr erarbeitet werden.