31.01.2014
Kategorie: Linienverkehr, Markt, Top-News
Von: Martin Wendlandt

Teldafax, Schlecker, Praktiker – können wir daraus lernen?

Die Praktiker-Märkte sind dicht. Man setzte auf niedrige Preise und hatte damit die falsche Strategie. Bei Teldafax und Schlecker war es nicht viel anders. Diese drei Großpleiten müssten eigentlich Lehrbeispiele dafür sein, dass Niedrigpreisstrategien höchst gefährlich sind. Kann es sein, dass die Fernbusbranche das anders sieht?


Im Rahmen von Aktionen kann man schon für einen Euro fahren (Bild: Screenshot/Internet)

Im Rahmen von Aktionen kann man schon für einen Euro fahren (Bild: Screenshot/Internet)


Noch immer tobt zwischen den Fernbuslinienanbietern ein erbarmungsloser Preiskampf. Gleich mehrere Busunternehmer sind zum Jahreswechsel ausgestiegen, weil sie die Verluste nicht mehr verkraften konnten oder wollten. Im Kopf der Verbraucher ist verankert, dass man für Aktionspreise von unter zehn Euro über längere Strecken befördert werden kann.

Die Personenkilometerpreise, das zeigt ein Vergleich im Internet, lagen bei weniger als sechs Cent pro Kilometer. Die Bahn kostete auf den Vergleichsstrecken mehr als doppelt so viel. Selbst die Mitfahrzentralen waren deutlich teurer.

Sieht man von einzelnen Strecken und bestimmten Zeiten ab, ist die Auslastung der Busse zu niedrig, um trotz der Tiefstpreise die Kosten decken zu können. Die Crux ist, dass die mittlere Auslastung sich aus allen Fahrten berechnet. Fahrten mit schlechter Auslastung verderben den Schnitt, so wie ein fauler Apfel die ganze Kiste ansteckt.

Einige Busunternehmer haben schon kapituliert, andere warten noch ab wie sich 2014 entwickelt. Die Verluste scheinen noch verkraftbar zu sein. Für den Busunternehmer, als Carrier, geht eine Kalkulation von unter 1,15 Euro pro Kilometer gar nicht. Das zeigen bisher alle Berechnungen, auch wenn der Dieselpreis in 2013 um 4,7 Prozent unter dem Vorjahr lag.

Das Problem der Fernbuslinienveranstalter dürfte aber sein, dass sie ein Billiganbieter-Image haben. Im ersten BWL-Semester lernt man, dass der Preiswettbewerb bei bestimmten Verbrauchergruppen immer den Qualitätswettbewerb schlägt. Umso schlimmer, wenn es im harten Preiswettbewerb mit vielen Aktionspreisen keine Qualitätsreduzierungen gibt. Der preisbewusste Kunde lernt die Qualität kennen und setzt diese bei künftigen Fahrten voraus.

Solange die Fernbuslinienbetreiber Busunternehmer finden, die unter Selbstkosten fahren, letztere noch Hoffnung auf kommende Geschäfte haben, werden weitere neue Linien eröffnet und Verbraucher mit Aktionspreisen gelockt. Es ist zumindest zu bezweifeln, dass die Fahrgastzahlen unverändert bleiben, wenn die Fahrpreise deutlich anziehen. Die Preise können aber nur anziehen, wenn die Nachfrage größer als das bestehende Angebot ist – oder das Angebot verknappt wird.

Im Moment steigt das Angebot noch, liest man im Roten Renner. Dann müsste die Nachfrage noch stärker steigen. Die vielen Aktionspreise lassen das Gegenteil vermuten. Man fährt ja keine Aktionen, wenn genügend Nachfrage für alle da ist.

Vermutlich wird sich nach und nach die Spreu vom Weizen trennen. Und wer zahlt letztlich die Zeche? Na, der Busunternehmer!