16.02.2015
Kategorie: Finanzen, Personal
Von: Martin Wendlandt

Reallohnsteigerungen

Schauen Sie sich die Meldungen im Internet an. So konnte man im Frühjahr 2014 lesen, dass die Reallohnsteigerung der Arbeitnehmer in den vergangenen 19 Jahren 2% betragen hat. Die Information liefert das Statische Bundesamt, dem man durchaus glauben darf. Aber – wie bei jeder Statistik – so kommt es auch hier auf den richtigen Betrachtungszeitpunkt an, wie die nebenstehende Grafik verdeutlicht.


Quelle: Statistisches Bundesamt

Quelle: Statistisches Bundesamt


In 2010 ist der Reallohnindex nämlich kräftig gestiegen, in 2014 übrigens auch. Das ist nämlich die Meldung, die Sie als Arbeitgeber besonders beachten sollten. Während die Verbraucherpreise nämlich kräftig zurückgingen, Herr Draghi sogar mit dem Deflationsargument Europa mit Geld überschwemmen will, stiegen die Reallöhne in 2014 um 1,6%. Nominal sind die Löhne um 2,4% gestiegen, wegen der geringen Inflation von 0,9% errechnet das Statistische Bundesamt die schöne Reallohnsteigerung.
Die Arbeitnehmer haben mehr Geld in der Tasche. Nachdem die Inflation in diesem Jahr voraussichtlich noch niedriger ausfallen wird, falls es keine massive Wende am Energiemarkt gibt, dürfte sich an diesem Reallohnzuwachs auch nichts ändern.

Das sollten Sie als Arbeitgeber bei den Lohnverhandlungen durchaus als Argument nutzen. Die niedrigen Dieselpreise könnten manchen Unternehmer zu zuviel Großzügigkeit veranlassen. Das Problem ist aber, dass einmal gegebene Lohnerhöhungen nicht mehr zurückgedreht werden können, während die Dieselpreise mit großer Sicherheit eher früher als später wieder steigen werden. Das Thema Mindestlohn kostet manche Unternehmen viel Geld. Darum muss man den Personalkostenanteil immer im Auge behalten. Die Personalkosten sind der größte Kostenblock im Verkehrsgewerbe. Wer hier besonders großzügig ist, hat selten eine gute Rendite. Also, trotz der notwendigen sozialen Verantwortung, sollte man die Kosten im Griff behalten.

Dazu passt eine aktuelle Meldung vom 12.02. zu den Lohnverhandlungen bei VW. Der Konzern, der unter dem eingebrochenen Ostgeschäft leidet, hatte eine Lohnerhöhung von 2,2% angeboten. Das empfindet der Betriebsrat als Frechheit. Er ignoriert wohl die Meldung des Statistischen Bundesamtes zur Reallohnsteigerung ebenso wie die Absatzprobleme seines Arbeitsgebers.