28.10.2015
Kategorie: Markt, Unternehmensführung, Top-News
Von: Martin Wendlandt

Ryanair-Chef O’Leary will Gewinn verdoppeln

Dafür benötigt er sechs bis acht Jahre, sagt er. Nun ist das Fluggeschäft sicher nicht einfacher als z.B. das Mietbusgeschäft. Es herrscht ein brutaler Preiswettbewerb bei stark schwankenden Kosten. Außerdem ist das Geschäft den unterschiedlichsten politischen Einflüssen ausgesetzt. Von Planungssicherheit kann keine Rede sein. Man kann sogar sagen, dass das Mietbusgeschäft weit ruhiger ist, planbarer.



Wie kann O’Leary dann so etwas ankündigen? Das ist seine Vision, die er die ganze Welt und alle Mitarbeiter wissen lässt. Er wird eine mittelfristige Unternehmensplanung haben und Szenarien durchspielen. Zum Beispiel kann er ein Teilziel verfolgen und den Sitzladefaktor, also die Relation der besetzten Sitzplätze zu allen Sitzplätzen verbessern, sagen wir mal von 60 auf 70 Prozent. Diesem Vertriebsziel wird er Maßnahmen zuordnen, die an Aufgaben und Personen gebunden sind.

Ähnlich wird es bei den Preisen sein. Er kann vorgeben, dass der Flugpreis pro Sitzplatz um 3 Prozent steigen soll. Wie das geht? Hier ist der Verkauf gefordert. Der muss an verschiedenen Stellschrauben drehen, also auch wieder Maßnahmen erarbeiten, die mit Aufgaben und Personen verbunden sind.

Joo wunderbar, wird mancher Mittelständler darauf sagen, ähnlich dem, der uns bei der Strategieberatung fragend ansieht, wenn wir eine Umsatzverdoppelung in fünf Jahren als realistisches Ziel bezeichnen.

Auch wenn FJS mal gesagt haben soll, dass derjenige, der Visionen hat, am besten zum Arzt gehen soll, so ist es für den mittelständischen Busunternehmer doch wichtig, sich darüber klar zu werden, was er eigentlich als Hauptziel will, wovon er träumt. Mancher träumt z.B. davon, seinem Sohn irgendwann ein schuldenfreies Unternehmen zu übergeben. Das ist doch ein Ziel, egal ob sinnvoll oder nicht. Die Frage ist aber, wie man dieses Ziel erreichen kann. Durch große Investitionen mit zusätzlicher Fremdverschuldung wird das kaum klappen.

Auch kann man den Umsatz in fünf Jahren verdoppeln. Am einfachsten ist das, wenn man einen Wettbewerber kauft, der ähnlich groß ist. Es geht aber auch anders, nämlich Schritt für Schritt, jedes Jahr 20 Prozent, durch einen starken Vertrieb und aggressives Preisverhalten. Ob das sinnvoll ist, steht auf einem anderen Blatt. Man kann auch seine Kosten senken und die Rendite erhöhen, auch schrittweise über Jahre. Am besten geht das, wenn man die Auslastung der Kapazitäten erhöht und so die Kosten pro Leistungseinheit, also pro Kilometer, pro Tag, pro Sitzplatz usw. senkt. Gelingt es nicht, die Auslastung zu erhöhen, muss man sich von allen schlecht ausgelasteten Kapazitäten trennen, vielleicht mehr auf Subunternehmer zugreifen.

Wir wissen, dass immer etwas geht, wenn man planvoll und über mittelfristige Zeiträume handelt. Wer in den Tag hinein arbeitet, wird seine Visionen nie umsetzen und seine Ziele nie erreichen. Selbst wenn O’Leary die Verdoppelung nicht ganz schafft, so wird er trotzdem, mit großer Wahrscheinlichkeit, seinen Gewinn erheblich steigern, weil er verschiedene Teilziele mit Maßnahmen verfolgt. Es ist allerdings wichtig, die über Jahre geplanten Schritte auch zu überprüfen. Haben wir unsere Teilziele nach dem ersten Jahr erreicht? Wenn nicht, was müssen wir korrigieren und wie wirkt sich diese Korrektur auf die Folgejahre aus? Es geht im Kern um strategische Unternehmensplanung, die man im mittelständischen Verkehrsgewerbe so gut wie nie antrifft. Haben Sie, werter Leser, eine?