30.05.2016
Kategorie: Unternehmensführung, Top-News
Von: Martin Wendlandt

Christoph Müller nicht mehr Malaysia-Airlines-Chef

Was hat diese Überschrift mit privaten Verkehrsunternehmen zu tun? Na, ein Artikel in Zeit-Online beschreibt die Sanierung der Fluggesellschaft, die Müller innerhalb eines Jahres auf den Weg gebracht hat.



Als Berater im deutschen Verkehrsgewerbe kommt einem an dieser Geschichte vieles bekannt vor, weil die Sanierungsansätze durchaus auf kleine, mittelständische Verkehrsunternehmen übertragbar sind.

Hier einige Beispiele aus dem Zeitungsartikel:

  • So kommt Müller am ersten Arbeitstag um 8 Uhr ins Büro und findet keine anderen Mitarbeiter vor. Die Erkenntnis: In maroden Unternehmen gibt es Korrekturbedarf in Organisation der Arbeit und in der Einstellung der Mitarbeiter zum Unternehmen.
  • Müller lernt alle Arbeitsabläufe kennen, sitzt selbst am Check-in-Schalter und lässt seine Vorstandskollegen in den Business-Class-Sitzen probeschlafen. Viele Chefs notleidender Unternehmen wissen nicht, was im Unternehmen läuft. Sitzen nie selbst am Steuer, halten sich nicht in der Werkstatt auf und natürlich auch nicht in der Buchhaltung. Wir als Berater tun das, weil wir sehen wollen, was falsch läuft. Auch die Meinung der Mitarbeiter am Arbeitsplatz ist wichtig und aufschlussreich.
  • Müller erkennt lange Standzeiten der Maschinen in der Werkstatt und macht als Ursache Fehler in der Materialwirtschaft aus. Die Lieferantenliste hat 20.000 Namen. In deutschen Verkehrsunternehmen hapert es auch oft in den Werkstattstandzeiten und im Ersatzteileinkauf: Zu viele Händler und zu schlechte Preise. Werkstattleiter sind nicht selten mehr Schrauber als Führungskraft.
  • Müller findet heraus, dass Bordverpflegung weit überteuert eingekauft wird. Korruption ist im Spiel. Auch in deutschen Verkehrsunternehmen kommt es vor, dass nicht nur Fahrzeuge zu teuer einkauft werden, weil persönliche Beziehungen bestehen.
  • Müller reduziert die Zahl der Mitarbeiter um 30 Prozent und dünnt das Streckennetz aus. Auch in deutschen Verkehrsunternehmen kann man die Zahl der Mitarbeiter in allen Bereichen infrage stellen. Auch muss man alle Leistungen, Linien, Aufträge hinterfragen, auf Rentabilität prüfen und notfalls einstellen, nur rentable Leistungen erbringen.


Liest man den Artikel zu Ende, so beendet Müller seine Aufgabe, weil die politische Einflussnahme zu groß ist. Auch das erleben Berater dann, wenn der Unternehmer sinnvolle Sanierungsansätze ganz einfach nicht will, aus welchen Gründen auch immer.