05.04.2017
Kategorie: Kraftstoffe, Top-News
Von: Martin Wendlandt

Ölpreisentwicklung

Die Meldungen in den Medien zeigen alle in eine Richtung:


Grafik: Robert Kneschke / Fotolia.com

Grafik: Robert Kneschke / Fotolia.com

  • Die Rohöllager sind randvoll.
  • Die Saudis erhöhen ihre Fördermenge
  • Russlands Ölkonzern Rosneft sieht in der US-Schieferölproduktion das OPEC-Abkommen ausgehebelt.
  • In Alaska wurde Ölvorkommen von ca. 1,2 Milliarden Barrel gefunden.
  • Geldanlagetipps sehen in Rohöl nur Chancen für »kurzfristige Trader«.


Im vergangenen Monat ist der Rohölpreis um ca. 10% (WTI) bzw. 8% (Brent) gesunken. Der Anstieg der Lagervorräte in den USA und auf Tankern hat ein Fünfjahreshoch erreicht. Auf den Weltmeeren sollen allein 180 Millionen Barrel Öl lagern. Dieser Anstieg kam zustande, obwohl sich die überwiegende Zahl der OPEC-Länder an die Verabredung zur Förderkürzung halten soll. Es ist aber nur die überwiegende Zahl der Länder. Andere brauchen dringend die Einnahmen aus dem Rohölverkauf, wie z.B. Russland, die bisher nur Teile der zugesagten Reduzierung realisieren konnten. Tatsache ist, dass die Bestände steigen.

Ende Mai ist die nächste OPEC-Konferenz. Da soll die OPEC vor einer Zerreißprobe stehen. Manche wollen die Förderkürzungen verlängern, andere nicht. Die Wirkung der Kürzungen auf den Preis ist angeblich nicht kurzfristig, weil Herr Trump mit seiner America-first-Politik und vereinfachten Umweltauflagen dazwischenfunkt. Die Frage ist deshalb, wie der durchschnittliche Ölpreis in 2017 aussehen wird. In Expertenberichten liest man Unterschiedliches. In der aktuellen Roland-Berger-Studie zum Ölpreis wird ein langfristiges Verharren der Ölpreise im Bereich von 50 Dollar erwartet. Einzelne Experten gehen von niedrigeren Preisen aus, andere, wie die UBS-Experten oder die österreichische Raiffeisenbank International, von 60 bzw. 58 Dollar pro Barrel. UBS argumentiert mit einer guten Wirtschaftsdynamik weltweit und damit einer starken Rohölnachfrage. Andere gehen von einem preisaggressiven Angebot durch USA, Russland und afrikanische Förderländer aus.

Macht es zurzeit Sinn auf die Angebote zur Absicherung des Rohölpreises einzugehen? Wir vermuten, dass Handel und Banken davon profitieren, wohl kaum die Verkehrsunternehmen. Das Ende der Heizperiode auf der nördlichen Halbkugel ist übrigens kein Argument für sinkende Preise, wie Grafiken für 2015 und 2016 zeigen. Erst im Juni/Juli gaben die Rohölpreise nach. Die große Energiepolitik und das Spiel zwischen Angebot und Nachfrage beeinflussen den Preis so wie die Spekulanten. Die gehandelte Menge ist zehnmal so groß wie der Verbrauch. Die Argumente eingangs sprechen nicht für steigende Preise.

Aus Sicht von Verkehrsunternehmen ist wichtig, dass vermutlich mit großen Preisausschlägen nach oben oder unten nicht zu rechnen ist. Der nächste weichenstellende Termin ist die OPEC-Konferenz am 25. Mai. Unser Rat deshalb: Vorerst nicht verrückt machen lassen!