03.11.2017
Kategorie: Fuhrpark, Top-News
Von: Martin Wendlandt

Substanzverlust – Unsicherheiten

Glaubt man der Presse, »geht es 22.000 Dieselbussen an den Kragen«! Meldungen, dass z.B. die Stadt Wiesbaden 220 Elektrobusse ausschreibt und das Land Hessen 40% der Kosten übernimmt, sollten für private Unternehmer als Wetterleuchten verstanden werden.


E-Mobilität hat Vorfahrt. (Foto: kamasigns / Fotolia.com)

E-Mobilität hat Vorfahrt. (Foto: kamasigns / Fotolia.com)


Einerseits muss sich auch jeder Private fragen, was die Entwicklung für ihn bedeutet, und ob er dabei mitmachen kann, muss oder will. Von Ausschreibungen lernt man schließlich, dass die Auftraggeber kein Geld haben und fast immer der billigste Jakob den Auftrag bekommt, selbst wenn dessen Zuverlässigkeit durch die Presse geht. Plötzlich jedoch, fordern fast alle Politiker die Elektromobilität im ÖPNV und Kosten scheinen überhaupt keine Rolle zu spielen. Das macht Angst!

Zurzeit sind die Preise für gebrauchte Linienbusse hoch, die gesuchten Typen sind, wenn überhaupt, nur schwer zu bekommen. Wie verhalten sich aber die Gebrauchtbuspreise, wenn ein Umstieg auf Elektrobusse in der Geschwindigkeit, wie die Euphoriker glauben machen wollen, tatsächlich erfolgt? Sind dann Dieselbusse noch zu den Restwerten zu verkaufen, wie Unternehmer das seit Jahren gewohnt sind?

Wenn es keine ausländischen Märkte gibt, die gebrauchte Dieselbusse kaufen, werden die Preise einbrechen. Linienausschreibungen haben oft Laufzeiten von 8 oder 10 Jahren. Kann man es wagen, mit den bisher üblichen Restwerten in die Zukunft zu kalkulieren? Wir wollen keine Zahlen in die Welt setzen. Leser sollten mit den Fahrzeughändlern sprechen und deren Meinung einholen! Die Meinungen sind unterschiedlich, weil eben keiner so genau weiß, wie die Zukunft tatsächlich aussehen wird. Wenn tatsächlich in gut 10 Jahren 50% der Stadtbusse mit Strom fahren, dann könnte der Substanzverlust bei normalen Stadtbussen groß werden.

Busunternehmer müssen Einkäufe finanzieren. Banken haben Werte und Vorstellungen von Restwerten und Beleihungsgrenzen. Werden sich diese, wenn der Gebrauchtbusmarkt sich verändert, auch verändern? Natürlich ist das zu erwarten!

Gebrauchte Diesel-Pkws sind kaum noch zu verkaufen und wenn, dann zu Spottpreisen. Daraus muss auch der Busunternehmer seine Schlüsse ziehen. Er muss sich fragen, ob er wie gewohnt kalkulieren darf und auch, ob er bei Investitionen in Dieselbusse zurückhaltender sein muss. Ein Fuhrpark mit niedrigem Durchschnittsalter verliert mehr als ein etwas älterer. Noch ist ein Substanzverlust an Dieselbussen nicht zu erkennen. Wenn der Markt aber einbricht, ist es zu spät, offensiv zu reagieren.