31.01.2018
Kategorie: Kraftstoffe, Top-News
Von: Martin Wendlandt

Rohölpreise erinnern an Schweinezyklus

Im ersten Semester Volkswirtschaftslehre (VWL) erfährt man, was ein Schweinezyklus ist: Sind die Preise für Schweinefleisch hoch, züchten die Landwirte mehr Schweine. Werden mehr Schweine angeboten, sinken die Preise für Schweinefleisch. Sinken die Preise für Schweinefleisch, züchten die Landwirte weniger Schweine, usw.


Foto: Countrypixel / Fotolia.com

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Ähnlich ist es mit dem Rohölpreis, dessen Steigerung bei uns nicht so stark durchschlägt, weil der Euro gegenüber dem Dollar stark gestiegen ist. Rohöl wird in Dollar gehandelt und ist deshalb relativ billig, wie ein Urlaub in den USA derzeit auch. Noch im Dezember 2016 war ein Euro 1,04 Dollar wert. Nun notiert der Preis bei 1,22 Dollar, gleich 17%. Im Moment kostet Brent-Öl um 70 Dollar. Als Begründung werden sinkende Lagerbestände, die Kurdenfrage und Anschläge auf Ölpipelines in Libyen genannt. Auch in GB soll eine Pipeline geschlossen werden.

Die relativ hohen Rohölpreise machen die Förderung interessant. So ist innerhalb 2017 die Zahl der Bohrlöcher für Schieferöl um sagenhafte 1000 gestiegen. Das würde eine Fördermengensteigerung von über 100.000 Barrel pro Tag mit sich bringen. Tiefseebohrungen und auch die Aufbereitung von kanadischen Ölsänden werden auch wieder in die Produktion genommen. Das Ölangebot steigt mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit. Was lehrt uns aber der Schweinezyklus? Die Preise werden wieder sinken. Die oft zitierten Fachleute sprechen schon davon, dass »Öl überverkauft« wäre. Die Weltwirtschaft zeigt eine erstaunlich stabile Entwicklung, was wohl auch ein wenig mit dem Selbstdarsteller im Amt des US-Präsidenten zusammenhängt.

Deutsche Verkehrsunternehmer sollten also einen kühlen Kopf bewahren. Einerseits wird eine weitere Verteuerung des Euros nicht ausgeschlossen, andererseits sagen viele Prognosen rückläufige Preise voraus. Wie schön, wenn wir die Einzigen wären, die die Preisentwicklung sicher voraussagen können. Das ist aber leider nicht so, deshalb müssen auch wir den Markt und seine Signale beobachten, damit die Informationen unseren Lesern brauchbare Hinweise geben.