31.10.2019
Kategorie: Personal, Top-News
Von: Martin Wendlandt

Fachkräftemangel und Arbeitsbedingungen

Wo fehlen denn heute keine Fachkräfte? Alle klagen, nicht nur Spediteure, Busunternehmer und selbst die Bahn. In früheren Untersuchungen waren es die Arbeitsbedingungen, die den Beruf des Busfahrers als weniger attraktiv erscheinen ließen.


Siegen-Wittgenstein ist nur eine Region, wo Busfahrermangel herrscht. Nun hat der Landkreis zusammen mit 12 privaten Busunternehmen eine Fahrer-Kampagne gestartet. (Screenshot: https://www.siwi-busfahrer.de/)

Siegen-Wittgenstein ist nur eine Region, wo Busfahrermangel herrscht. Nun hat der Landkreis zusammen mit 12 privaten Busunternehmen eine Fahrer-Kampagne gestartet. (Screenshot: https://www.siwi-busfahrer.de/)


Arbeitsbedingungen sind alle Sachverhalte, die im Arbeitsprozess auftreten. In diesem Artikel meinen wir damit nicht die rechtlichen Bedingungen wie Tarifverträge, Arbeitnehmerschutzgesetze usw. Es geht um den praktischen Arbeitsprozess, rund um Arbeit, Arbeitsplatz und Arbeitszeiten.

Die Zeiten, in denen ein Arbeitgeber sagen konnte, dass die Fahrer ihm von Montagfrüh bis Samstagmittag gehören und er diese einsetzen kann, wie er will, sind schon lange vorbei. Dem Dienstplan und den Arbeitszeiten kommt besondere Bedeutung zu. Die Arbeitnehmer erwarten heute, dass sie frühzeitig über ihren Einsatz Bescheid wissen und auf private Interessen Rücksicht genommen wird. Damit kommt der Disposition eine Schlüsselstellung für die Zufriedenheit des Fahrpersonals zu. Der Disponent hat aber auch im Umgang mit dem Personal den größten Einfluss auf das Betriebsklima. Versteht der Disponent etwas von Mitarbeiterführung?

Der Unternehmer muss sich auch Gedanken über Arbeitszeitmodelle machen. Es gibt Arbeitnehmer, die weniger oder mehr und zu bestimmten Zeiten arbeiten wollen. Die Herausforderung ist, solche Mitarbeiter in den betrieblichen Ablauf einzubinden.

Der Arbeitsprozess besteht in vielen Unternehmen nicht alleine aus dem Lenken des Busses. Man muss heute erwarten, dass sich der Arbeitsplatz in einem zeitgemäßen, komfortablen Zustand befindet, in einem innen und außen sauberen und vor allem sicheren Bus. Die in der Fachpresse breitgetretenen Nachrichten zu mangelhaften und unsicheren Bussen zeigen, dass dieser Arbeitsplatz in manchen Unternehmen nicht einwandfrei ist. Was muss der Fahrer zum Ende seines Fahrdienstes tun? In manchen Unternehmen muss er nur noch abrechnen. Waschen, Innenreinigung und Tanken ist Sache des Hofdienstes. Als Unternehmer muss man sich fragen, ob der Fahrer für solche Dienste nicht zu teuer ist und dass das Arbeitszeitfenster eingehalten werden muss.

Ein moderner Begriff ist das Employer Branding, die Arbeitgebermarke. Diese ist mitentscheidend, ob sich ein Interessent bewirbt oder nicht. Beim Verkehrsunternehmen haben Busse und Betriebshof den größten Einfluss auf die Marke. Aber auch dem Aussehen der Fahrer kommt große Bedeutung zu. Interessenten können sich die künftigen Kollegen als Fahrgast ansehen und einen Eindruck vom Arbeitsprozess gewinnen. Man sollte die Wirkung von sauberer Berufskleidung nicht unterschätzen. Steckt in der schönen Berufsbekleidung jedoch ein ungepflegter, miesgelaunter Kutscher, der sich per Funk mit dem Disponenten auseinandersetzt, vielleicht noch die Fahrgäste anmault, ist der Eindruck perfekt. Hier wird der Fahrer zum Botschafter des Unternehmens.

Unser Rat: Fragen Sie sich, weshalb so wenig Bewerbungen eingehen? Vielleicht liegt es an Ihnen selbst, weil die Arbeitsbedingungen den Außenstehenden nicht attraktiv erscheinen. Daran kann man aber ziemlich viel ändern.