07.05.2021
Kategorie: Reiseverkehr, Top-News
Von: Martin Wendlandt

Busreiseveranstaltung mit neuem Normal

In 2020 haben nur 15.800 Unternehmen in Deutschland einen Insolvenzantrag gestellt. »Nur«, weil das 15,5% weniger Anträge sind als in 2019. Die Gründe dafür sind offensichtlich. Nicht die gute wirtschaftliche Entwicklung hat geholfen, Insolvenzen zu vermeiden.


Partybus (Foto: Ansgar Zoller)

Partybus (Foto: Ansgar Zoller)


Nein, die Lockerung des Insolvenzrechtes allein kann der Grund sein. Die verschiedenen von den Ministerien ausgeschütteten Füllhörner haben bei vielen Unternehmen dazu beigetragen, keine Zahlungsunfähigkeit anmelden zu müssen.

Nun, ab 1. Mai, müssen Unternehmen wieder dann Insolvenz anmelden, wenn sie zahlungsunfähig oder überschuldet sind. Es gibt wohl eine Galgenfrist von 3 Wochen. Zu genauen Einzelheiten wie der Frist und den Pflichten sollten sich Steuerberater und Juristen äußern, geht es doch auch darum, den Tatbestand der Insolvenzverschleppung zu vermeiden.

Zu Beginn dieser Woche konnten die Koalitionspartner in Berlin sich nicht darauf einigen, es bei der Aussetzung der Insolvenzantragspflicht oder bei der jetzigen Rechtslage zu belassen. Es ist Wahlkampf und Effekte sind wichtiger als sachliche Entscheidungen.

Von der erwarteten Insolvenzwelle ist bislang nichts zu spüren, nur zu erahnen, denn wie kann es bei Bustouristikunternehmen ohne Aufträge nüchtern betrachtet aussehen? 2020 war ein totaler Ausfall. 2021 verspricht nun bald etwas Beschäftigung zu bringen, so die Inzidenzwerte es zulassen, in der Abgangsregion und der Zielregion möglicher Reisen. Die nun höchstrichterlich vorläufig bestätigte Ausgangssperre dürfte ein Hindernis für Busreisen sein. Geimpfte und Genesene und eventuell auch Getestete werden jedoch reisen dürfen, denn wie könnte man rechtssicher denen die Reisefreiheit nehmen, die nicht gefährdet sind und von denen keine Gefährdung ausgeht?

Die Lufthansa plant für 2021 noch 100 Urlaubsziele. Der Lufthansa-Chef sagte: »Je länger die Krise dauert, desto größer wird die Sehnsucht der Menschen, wieder zu reisen!«. Das wird auch für die Busreisekunden gelten. Wie aber planen die Busreiseveranstalter kurzfristig ein Programm noch für dieses Jahr? Wann, zu welchen Zielen, mit wieviel Kapazität? Noch immer weiß man fast nichts. Ein paar Fahrten in einzelne Bundesländer machen den sprichwörtlichen Bock nicht fett.

Hoffentlich wird es nicht so wie bei dem Ärmelkanalschwimmer, der am Ziel angekommen, völlig ausgepumpt, stirbt. Die Unternehmen halten sich seit Frühjahr 2020 über Wasser, durch Eigenkapitalverzehr, alle erdenklichen Sparmaßnahmen und auch durch Zuschüsse und Kredite. Wieviel Substanz haben die Unternehmen noch mit Fahrzeugflotten, die durch Herumstehen zwei Jahre älter geworden sind? Was ist aus den Busfahrern geworden? Hat der wertvolle Fahrerstamm auch gelitten?
 
Wie sieht denn die vermeintliche Normalität, wenn es keinerlei Hilfen mehr gibt, aus? Angeblich werden wir lernen müssen, mit dem Virus zu leben, in ganz Europa, also in allen Busreisezielländern. Wie lange aber wird es dauern, bis das Virus nicht immer wieder an verschiedenen Destinationen aufflackert? Das Geschäft für Busreisen wird schwieriger. Es muss eine neue Normalität gefunden werden. Dass es schnell wieder so wird, wie es bis März 2020 aussah, wer glaubt das? Also, nicht blauäugig sein, vorsichtig vorantasten. Es können noch einige Minen herumliegen.