03.06.2022
Kategorie: Kraftstoffe, Top-News
Von: Martin Wendlandt

Rohölpreise und deutsche Dieselpreise

Wenn man beobachtet, wie die Welthandelsordnung ins Wanken gerät, wirken die beschlossenen Maßnahmen der Bundesregierung geradezu dilettantisch. Die großen Mineralölkonzerne erhöhten vor dem 1. Juni schrittweise die Tankstellenpreise, um dann die Preise um einen Teil der Steuersenkung ab 1. Juni zu reduzieren. Welch ein Jubel bei den Laienspielern in der FDP, weil Bürger sich angeblich freuen.


Rohölpreis am 2. Juni, Stand vor der OPEC-Sitzung (Grafik: Tecson)

Rohölpreis am 2. Juni, Stand vor der OPEC-Sitzung (Grafik: Tecson)


Noch größerer Jubel aber bei den Mineralölkonzernen, die so richtig Kasse machen. Was für ein Wunder, wie man sich bei 3 Milliarden Euro Gießkannensubvention noch richtig freuen kann. Am 2. Juni wurden dann die Preissenkungen teilweise wieder zurückgenommen. War das nicht vorauszusehen?

Die OPEC-Plus-Sitzung teilte am Donnerstag gegen 14 Uhr mit, dass die tägliche Rohölförderung nicht um 400.000, sondern um 650.000 Barrel gesteigert wird. Russland wird bei OPEC nicht vor die Tür gesetzt. Allerdings kann es die zugesagten Fördermengen so oder so mittelfristig nicht erbringen und nimmt an den Quotenverabredungen der OPEC derzeit nicht teil. Der Markt reagierte darauf bärisch, nicht bullisch. Der Brent-Börsenpreis stieg deshalb ab 14 Uhr von 113 auf 118 US-Dollar pro Barrel.

Dass es unruhig beim Rohöl und damit bei den Dieselpreisen weitergehen wird, bezweifelt niemand. Das beschlossene Öl-Embargo, das sich auf Schiffstransporte bezieht, bringt die Märkte schon kurzfristig durcheinander, ebenso der Beschluss von Deutschland und Polen, zum Jahresende gar kein russisches Öl mehr zu beziehen.  

Geopolitisch bleibt es beim »America first«. Russland dürfte seine Rolle als Rohstoff-Weltmacht verlieren. Allerdings sehen die USA in China die größte Gefahr, weil dieses Land wirtschaftlich, militärisch und technologisch die weltweite Führung übernehmen könnte. Es gibt auch für die deutsche Volkswirtschaft große Abhängigkeiten zu China. Die Verteuerung des Rohstoffmarktes und auch die gestörten Lieferketten sind nur der Auftakt vom Ende der jetzigen Globalisierung.

Wie diese Entwicklungen sich auf die Dieseleinkaufspreise der Busunternehmen auswirken werden, weiß kein Mensch. Wohl den Unternehmen mit solider Kapitalbasis und professioneller Unternehmensplanung.