29.06.2022
Kategorie: Markt, Top-News
Von: Martin Wendlandt

GfK-Index auf Rekordtief

In allen Medien hört und liest man vom historisch schlechten Konsumklima in Deutschland. Die GfK ist das größte deutsche Marktforschungsinstitut und weltweit die Nummer fünf. In repräsentativen Befragungen wird bei ca. 2000 Menschen die Erwartung zu Konjunktur, Einkommen und Anschaffungsneigung ermittelt. Die Lebenshaltungskosten, die Inflation und auch die Unsicherheit vor allem im Mittelstand drücken massiv auf die Stimmung.


Angesichts des schlechten GfK-Index ist es wichtig zu rechnen und zu planen: Welche Leistungen, Einnahmen könnten sich wie entwickeln, welche Kosten wie steigen? (Foto: Martin Wendlandt)

Angesichts des schlechten GfK-Index ist es wichtig zu rechnen und zu planen: Welche Leistungen, Einnahmen könnten sich wie entwickeln, welche Kosten wie steigen? (Foto: Martin Wendlandt)


Wer weiß denn zum Beispiel, ob der größte deutsche Gasverbraucher, die BASF, im Winter schließen muss und damit nicht nur Zehntausende ihren Job verlieren, sondern auch die deutsche Industrie auf tausende Vorprodukte verzichten muss? Ganze Industrie-Zweige sind betroffen, wenn nicht nur weniger, sondern gar kein Gas aus Russland geliefert wird. Die Inflation ist nur eine Seite der Medaille. Wenn ein Haushalt im Jahr mehrere tausend Euro für Energie, Gas, Strom, Heizöl und Benzin ausgeben muss, wie soll da Konsumlaune aufkommen?

Ist denn die Inflation nur ein Ergebnis von Putins Drehen am Gashahn? Schon vor Beginn des Krieges lag doch die Inflationsrate bei 5 Prozent, vor allem weil der Euro wegen der Geldpolitik der EZB schwach, die Lieferketten und Produktion auch durch Corona erheblich gestört, und die Politik der neuen Regierung mehr ideologisch als wirtschaftlich geprägt war und ist. Wie verfehlt es ist, den Geldhahn immer nur aufzudrehen, sieht man am besten daran, dass es Busunternehmen gibt, die in der Corona-Zeit die besten Ergebnisse ihrer Firmengeschichte erwirtschaftet haben. Oder muss man sagen, geschenkt bekommen haben?

Glaubt man Wissenschaftlern wie Prof. Sinn, so gehen wir in mehrere Jahre des wirtschaftlichen Abschwungs. Die Gründe sollen nicht nur in der Inflation liegen, vielmehr gleich mehrfach sein. Da ist vornan der extreme Mangel an Arbeitskräften, insbesondere an Fachkräften. Auch Busunternehmer wissen ein Lied davon zu singen, vor allem wenn sie sich die Altersstruktur der Mitarbeiter ansehen und sich fragen, ob sie überhaupt an Ausschreibungen teilnehmen können oder nicht. Wie viele Mitarbeiter gehen in den nächsten fünf Jahre in Rente? Vorne mit damit ist die verfehlte Energiepolitik. Da will auch ein Industrieland auf Atomkraft und Kohle verzichten und setzt auf alternative Energie, deren Anteil z.B. in 2021 niedriger als höher geworden ist.

Wir schreiben diesen Artikel deshalb, weil Busunternehmer sich Gedanken über ihr Geschäftsmodell in der nahen Zukunft machen müssen. Die Frage ist, wie das Unternehmen von einer anhaltenden Rezession betroffen sein kann. Dass eine Rezession auch in Deutschland kommt, gilt unter Wirtschaftsexperten als sicher. Wir denken nicht nur an Busreiseveranstalter, sondern auch an die große Zahl von Linien- und Auftragsunternehmen. Wenn die Menschen Reallohnverluste ertragen müssen, werden sie sparen, wo immer es geht. Die Auftraggeber der Busunternehmen werden sparen müssen, weil öffentliche Unternehmen von Steuereinnahmen leben. Wenn die Unternehmen zum Beispiel keine Gewerbesteuer zahlen und die Anteile an der Einkommenssteuer geringer werden, fehlt das in der öffentlichen Kasse, von der kommunale Verkehrsunternehmen zum großen Teil leben.

Nein, nicht Panikmache ist angesagt. Es geht um Einschätzung der Zukunft. Wenn die GfK die Busunternehmen gefragt hätte, wäre das Ergebnis ähnlich ausgefallen wie bei den Konsumenten. Jeder Leser ist aufgerufen die Zukunft zu planen, in verschiedenen Szenarien. Welche Leistungen, Einnahmen könnten sich wie entwickeln, welche Kosten wie steigen? Augen vor der Zukunft verschließen, gilt nicht.